COP27: Ein Überblick
Im ägyptischen Scharm al-Scheich läuft die zweite Woche der 27. UN-Klimakonferenz. Auf dem Verhandlungstisch der ersten Woche lagen zahlreiche Themen von der finanziellen Kompensation klimabedingter Schäden im globalen Süden, über die weltweite Wasserversorgung, bis hin zur Dekarbonisierung und Energiewende. Darüber schwebt das 1,5-Grad-Ziel.
Am Ende der Konferenz sollen Beschlüsse über Maßnahmen und Mechanismen gefasst und in eine Mantelerklärung gegossen werden. Dies bedarf allerdings noch vieler Verhandlungen.
Ein großes Thema der COP27 ist grüner Wasserstoff. Ein erstes Abkommen betrifft die Unterstützung Südafrikas seitens der EU beim Erreichen der Emissionsziele, wozu vor allem der Energiesektor, die Elektromobilität und grüner Wasserstoff ausgebaut werden sollen. Zwei weitere Abkommen unterzeichnete die EU mit Kasachstan und Namibia. Diese betreffen die sichere und nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen, veredelten Materialien, Batterien und grünem Wasserstoff.
Eine weitere Ankündigung war der Beitritt Deutschlands zur Global Offshore Wind Alliance. Das Ziel dieses Abkommens ist eine Anhebung der weltweit installierten Offshore-Windkapazität von heutigen 37 Gigawatt auf mindestens 380 Gigawatt bis 2030. Auf nationaler Ebene geht dies einher mit der ab 01.01.2023 geltenden Neufassung des Windenergie-auf-See-Gesetzes.
Zur Dekarbonisierung fand UN-Generalsekretär Antonio Guterres deutliche Worte für eine Nichttoleranz gegenüber „Netto-Null-Greenwashing“. Dies war bereits Thema der COP26, infolge derer sich eine Expertengruppe unter der Leitung der ehemaligen kanadischen Umweltministerin Catherine McKenna geformt hatte. Diese stellte nun vor, dass es notwendig sei, Minderungszusagen von Finanzinstituten und Unternehmen zu fordern. Dies müsse alle Emissionen entlang der Lieferkette umfassen (Scope 1, 2 und 3), um bis 2030 eine globale Emissionsreduzierung von mindestens 45 Prozent gegenüber dem Niveau von 2010 und bis 2050 dann die „Netto Null“ zu erreichen. McKenna formulierte die Aufforderung an alle Regierungen der Welt, hierfür deutliche Gesetze zu erlassen.
Am Rande der Konferenz wurde die „Breakthrough Agenda“ vorgestellt. Dies ist ein Aktionsplan mit dem Ziel der beschleunigten Dekarbonisierung von Energieerzeugung, Transportwesen, Stahlproduktion und Landwirtschaft. Industrielle Großanlagen sollen emissionsfrei und Wasserstoffprojekte vorangebracht werden.
Ein weiterer wichtiger Begriff ist die Klimawandelanpassung. Klimabedingte Störungen in industriellen Lieferketten sind Realität. Als Anschluss an das Pariser Abkommen ist daher die weltweite Anpassung an den Klimawandel ein zentrales Thema der COP27. Auf der Agenda stehen Maßnahmen wie der Übergang zu klimaresistenter Landwirtschaft, die Installation von Frühwarnsystemen bei Naturkatastrophen und der Zugang zu sauberen Kochmöglichkeiten für 2,4 Milliarden Menschen. Bis zum nächsten Jahr sollen regionsspezifische Ziele definiert werden. Wie konkret das diesjährige Abschlussdokument hierzu bereits sein wird, bleibt abzuwarten. Knackpunkt ist und bleibt die Finanzierung.
Am 15.11.2022 begann nun auch der G20-Gipfel in Indonesien. Dort treffen sich die 20 größten und emissionsreichsten Industriestaaten. Ihre Entscheidungen werden direkten Einfluss auf die Ergebnisse der COP27 haben.
Seitens RGC halten wir Sie auf dem Laufenden über die Ergebnisse der COP27 – insb. mit Relevanz für die energieintensive Industrie.
Autorinnen: Milena Heine
Sandra Horn